Geschichte der Jugendfeuerwehr und Feuerwehrjugend Bruderhof

Das Thema Feuerwehr hat vor allem die männliche Jugend schon immer fasziniert und wird vor allem im Kindesalter mit viel Verklärung angesehen. Es verwundert daher auch nicht, dass die Feuerwehr als Institution immer bestrebt war, diesen besonderen Stellenwert für sich auszunutzen, um Jugendliche so bald wie möglich für sich zu interessieren und an sich zu binden.

In der Stadt Salzburg können rückblickend drei interessante Phasen beobachtet werden.  Vorerst war es bereits zur Jahrhundertwende üblich, Kinder in Feuerwehruniformen zu stecken, z.T. ihnen sogar „kindgerechtes“, nachgebildetes Löschwerkzeug in die Hand zu geben, aber auch ihnen bei Feierlichkeiten z.B. bei der Florianifeier, Auftritte in der Öffentlichkeit zu ermöglichen, um bereits im Kindesalter eine feste Bindung an die Feuerwehr zu erreichen.

Die abgebildeten „Hofer-Buam“ (das Foto stammt aus dem Jahr 1906) sind im Erwachsenenalter der Feuerwehr beigetreten und Zeit ihres Lebens Angehörige der Freiwillige Feuerwehr Salzburg geblieben. Naturgemäß nahm der naheliegende Gedanke, Jugendliche in besonderen Situationen (vornehmlich bei Personalmangel) auch im Einsatz zu verwenden, damals bereits Gestalt an.

Notwendig wurde dies erstmals durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges, hier erfuhr die Freiwillige Feuerwehr im Bruderhof eine einschneidende Zäsur. Plötzlich war die überwiegende Zahl der Feuerwehrangehörigen einberufen worden, Rettungsstation und Zeugstätte drohten zu verwaisen. Dem Mitgliedermangel wurde insofern erfolgreich entgegengetreten, als nach einem Aufruf der Stadtgemeinde aus den Reihen der Mittelschüler, Handelsschüler und Lehramtszöglingen eine Jugendwehr gebildet werden konnte, die in mustergültiger Weise ihre freiwillig übernommene Aufgabe erfüllte. Die schlecht ernährten und kaum ausgebildeten 14 – 16jährigen Burschen mussten nicht nur Feuerlöschdienst sowie Rettungs- und Krankentransport im bisherigen Ausmaß weiterführen. Vor allem die Versorgung der von der Front kommenden Lazarettzüge und die Heimbringung Kriegsversehrter verlangte nicht nur physische Opfer, die Jungwehr war angesichts tausender verstümmelter Männer, kaum älter als sie selbst, auch einem enormen psychischen Druck ausgesetzt.

Je länger der Krieg dauerte, umso schwerer wurde es, den Betrieb der Feuerwehr und ihrer Rettungsabteilung aufrecht zu halten. Immer jünger wurden die zum Militärdienst Einberufenen, immer weniger Jugendliche konnten für die Jugendwehr geworben werden. Dazu kam der erdrückende Mangel an Heizmitteln, Pferden und Pferdefutter, Ausrüstungsgegenständen, Medikamenten und Verbandsmaterial. Trotzdem konnten bis Kriegsende – neben der eigentlichen Einsatztätigkeit – 51.208 Soldaten und Flüchtlinge betreut werden. Mehr noch: Als in den Wirren der letzten Kriegstage die Pfleger in den Militärspitälern die Kranken ihrem Schicksal überließen, stellte die Rettungsabteilung Sanitäter zur Verfügung und schreckte auch nicht vor der lebensgefährlichen Betreuung Flecktyphuskranker zurück.

Etliche dieser Jugendwehrangehörigen blieben auch nach Kriegsende der Feuerwehr treu, somit schien das Personalproblem der FF-Bruderhof (vorläufig) gelöst.  Es muss dabei aber festgehalten werden, dass bei der Gründung dieser „ersten Jugendwehr“ im Bruderhof nicht die Gründung einer eigenen Jugendorganisation, bei der sowohl die gesellschaftspolitische Aufgabe der Jugendarbeit, als auch die eines Rekrutierungsreservoirs für die Einsatzorganisation im Vordergrund der Überlegungen steht, sondern lediglich die Notwendigkeit, dringend benötigtes Personal zu erhalten, Triebfeder war.

Ähnlich auch die Situation 1939 : Der Kriegsausbruch zwang die Feuerwehren neuerlich, die Männer in den besten Jahren an die Wehrmacht abzugeben. Um ihre Reihen zu ergänzen, wurden neuerlich junge Burschen eingesetzt, die „Feuerwehrscharen der Hitlerjugend”, über die allerdings nicht die Feuerwehr, sondern die “NSDAP, Hitlerjugend, Abteilung Wehrertüchtigung” die Oberaufsicht hatte.

Auch diese Vierzehn- bis Siebzehnjährigen haben, wiederum kaum ausgebildet, mit den wenigen verbliebenen “echten” Freiwilligen Feuerwehrmännern übermenschliches in der nun zur “Feuerlöschpolizei” gewordenen Feuerwehr geleistet. Und auch aus Ihren Reihen rekrutierten sich die Männer, die zum Teil bis Anfang der 90er Jahre den personellen Grundstock der Freiwilligen Feuerwehr Bruderhof bildeten, und deren Erfahrungen aus der Kriegszeit aus dieser Feuerwehr eine besonders schlagkräftige Organisation gemacht haben.

Speziell in der Wache Bruderhof bestand also bis in die 70er Jahre ein Grossteil des Mannschaftsstandes und beinahe die gesamte Führungsequipe aus Personen, die im Alter von 14 Jahren zur Feuerwehr gekommen waren. Nachdem Mitte der 80er Jahre die Nachwuchssicherung zu einem immer drängenderen Problem und den Verantwortlichen die Zunahme des Durchschnittsalters immer deutlicher bewusst wurde, entschloss man sich unter dem damaligen Wachekommandanten OBI Dr. Rudolf Moser – nach einem lange dauernden Meinungsbildungsprozeß – zur Aufstellung einer Jugendgruppe, um neue Mitglieder anwerben zu können.

Widerstand gegen die Jugendgruppe gab es vor allem, weil man (zu Recht) den enormen Arbeits- und Zeitaufwand fürchtete, schließlich aber keine andere Möglichkeit mehr sah, junge Menschen auf Dauer für den Dienst in der Freiwillige Feuerwehr zu interessieren. Damit setzte sich auch die Überzeugung, dass Heranwachsende, die in ihrer Jugendzeit für eine Idee begeistert werden können, sehr oft dieser Idee auch treu bleiben werden, wie sich das schon 1914 und 1939 gezeigt hatte, durch.

Möglich wurde die Gründung der ersten Jugendgruppe im Bruderhof aber erst, nachdem Brandinspektor Wilfried Hofmann und Brandmeister Karl Svoboda, zwei bewährte und sehr erfahrene Ausbildner, sich bereit erklärten, für diese arbeitsintensive Aufgabe zur Verfügung zu stehen.  Im Jänner 1990 wurde in der Wache Bruderhof zur Nachwuchssicherung und im Hinblick auf die Neuerrichtung der Wache Liefering die erste Feuerwehrjugendgruppe in der Stadt Salzburg aufgestellt, mit 12 „Männern ab 12“ im gleichen Jahr bereits erstmals an einer Florianifeier teilgenommen.

In vielerlei Hinsicht Neuland, war das erste Jahr von Anfangsschwierigkeiten gekennzeichnet, die Feuerwehrjugend wurde erst 1991 offiziell. Vor allem der Versicherungsschutz und die beengten Platzverhältnisse im Bruderhof in der Linzergasse machten den Verantwortlichen Sorgen, als besondere Schwierigkeit stellte sich aber die Notwendigkeit heraus, den Jugendlichen ein für ihre Erwartungen maßgeschneidertes, entsprechend anspruchsvolles und interessantes Ausbildungsprogramm über das ganze Jahr zu bieten.

Mit im Schnitt 20 Jugendlichen stellt Bruderhof seit Jahren die mit Abstand stärkste Jugendgruppe der Freiwillige Feuerwehr der Landeshauptstadt Salzburg. Mit der Verlegung in die neue Zeugstätte in der Schallmooser Hauptstrasse konnten die Raumverhältnisse verbessert und vor allem nach Geschlechtern getrennte Sanitäranlagen und Umkleidebereiche angeboten werden; eine dringende Notwendigkeit, den 1997 waren die ersten Mädchen in die Jugendfeuerwehr eingetreten.   Aufbau und Führung einer Feuerwehrjugend verschlingen enorme Resssourcen und sind deutlich schwieriger, als es sich auf den ersten Blick darstellt. Das Engagement der Ausbildner der ersten Stunde wie:

BI Hofmann Wilfried
BI Svoboda Karl

 

 

 

 

 

 

 

hat sich aber gelohnt, rückblickend ist festzustellen, dass sich die Feuerwehrjugend institutionalisiert hat und der enorme Aufwand in der Jugendarbeit gerechtfertigt ist.

So sind auch alle anderen Wachen der FF-Salzburg-Stadt dem Beispiel der Wache Bruderhof gefolgt, nachdem diese ein deutliches Ansteigen ihres Mannschaftsstandes als Folge jahrelanger Jugendarbeit verzeichnen konnte. Heute rekrutieren sich im Bruderhof 48 % des Aktivstandes aus ehemaligen Angehörigen der Feuerwehrjugend. Ausgebildet wurden seit Gründung der Jugendgruppe aber ca. 120 Jugendliche, die Abgänge gliedern sich in ca. 90 % Austritte und 10 % Übertritte in andere Feuerwehren.

Text: OBI Vidmer Harald