Brandsicherheitswachen bis zur Grenze des Möglichen !
(längster Einsatz aller Zeiten und er ist noch nicht vorbei)
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Folgen internationalen Geschehens in Salzburg niederschlagen. In dieser Form wurden sie in der 150-jährigen Geschichte des Löschzuges Bruderhof noch nicht wahrgenommen.
Die Situation des Flüchtlingsgeschehens soll hier nicht beschrieben werden (die wird ausführlich in der Presse dargestellt), sondern einen Abriss der Tätigkeiten des LZ Bruderhof in den letzten 5 Wochen (seit dem 14.09.2015).
Am Wochenende davor (12.bis 13.09.2015) feierte die Freiwillige Feuerwehr der Landeshauptstadt Salzburg noch ihr 150igstes Bestandsjubiläum. 3000 Gäste, eine imposanten Leistungsschau, ein selektives Oldtimertreffen mit ca. 70 wunderschönen Fahrzeugen, feierliche Festakte an Samstag und Sonntag am Residenzplatz sowie eine Fahrzeugweihe und ein rauschendes Abschlussfest in der Stiegl-Festhalle waren imponierende Eckpunkte dieser Veranstaltung.
Vorab sei noch zur Erklärung angeführt: Die Aufteilung der Freiwilligen Feuerwehr der Landeshauptstadt Salzburg in fachspezifische Einheiten legt unter anderem den Löschzug Bruderhof als Unterstützungseinheit für die Berufsfeuerwehr bei Dekontaminationseinsätzen fest. Das dafür notwendige Fachwissen sowie die ebenso ständig zu überprüfende Praxistauglichkeit werden in laufenden Schulungen und Sonderübungen erworben und vertieft.
In den Tagen vor dem Jubiläumsfest wurden wir immer wieder mit der Aussicht konfrontiert, dass die sogenannte „Deko-Straße“ (ein spezielles Zelt mit Dusch- und Umkleidebereichen sowie einem separaten Bereich für medizinische Behandlungen) möglicherweise für einen Hygiene – Einsatz in der Flüchtlingskrise benötigt wird.
Am Montag den 14.09.2015 um 10:25 wurde es dann ernst. Das Überquellen von bestehenden Notquartieren bewegte den Einsatzstab eine zusätzliche Notunterkunft in Kasern zu aktivieren. Ein Gebäudekomplex, bestehend aus 2 länglichen 3-geschossigen Gebäuden, mit einem Quergang verbunden, in dem in 4 Stockwerken Betten schon vorbereitet waren und von denen jedes Stockwerk ein Fassungsvermögen von ca. 150 Personen aufwies. Die Baulichkeiten waren natürlich nicht für eine Beherbergung vorgesehen, die Fluchtwege nicht für 600 Personen ausgelegt. Daher wurde der Einsatzauftrag des LZ Bruderhof neben dem Betrieb des Deko-Zeltes auch auf die Brandsicherheitswache ausgedehnt. Die Vorbereitungsarbeiten für eine dauerhafte Nutzung des Objektes waren begonnen, aber noch nicht abgeschlossen. Vor allem fehlte noch der Sanitärbereich. Damit das Objekt trotzdem genutzt werden konnte, sollte die Feuerwehr mit dem Deko-Zelt eine Duschmöglichkeit schaffen, bis die Sanitärcontainer vor Ort fertig angeschlossen waren.
Berufsfeuerwehr und 27 Mann des Löschzuges konnten in kurzer Zeit den Aufbau des Zeltes durchführen. Das Lagebild über das mögliche oder doch nicht oder dann doch wieder eintreffen von Flüchtlingen beschäftigte den LZ Bruderhof bis in den Abendstunden. Am Abend wurde in Absprache mit der Einsatzleitung eine Bereitschaft von 6 Mann / je 6 Stunden eingeteilt und so 24 Mann pro Tag vorgehalten.
Durch die ständigen Änderungen rückten die Bereitschaften am 15.09.2015 um 07:55 aus und dann wieder ein, am 15.09.2015 um 19 Uhr wurde die Bereitschaft wieder nach Kasern geschickt und zusammen mit dem Roten Kreuz die Notunterkunft endgültig und ständig in Betrieb genommen. Erkundungen, wie man am Besten die in Salzburg gestrandeten Familien nach Kasern bringen könnte, wurden gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr durchgeführt. Am 16.09.2015 um ca. 02:00 wurde die Bereitschaft wieder beendet, da nicht mehr mit einer Ankunft der Unterzubringenden zu rechnen war.
Am 16.09.2015 um 06:49 war es dann doch soweit und die eingeteilte Bereitschaft nahm ihre Arbeit nach Ankunft der ersten 300 Flüchtlinge auf. Das Einstellen des Zugsverkehrs nach Deutschland am selben Tag veränderte die Bewegungsströme der Flüchtlinge nachhaltig.
Nach den ersten Erfahrungswerten der beiden Anfangstage konnte die Dienstmannschaft des LZ Bruderhof auf 4 Mann pro Schicht verringert werden. Eine wesentliche Entlastung, aber noch immer Dienst für 16 Mann pro Tag. Durch abnehmende Belegungszahlen konnte am Samstag den 19.09.2015 weiter Personal reduziert werden und es waren nur mehr 2 Leute vor Ort notwendig.
Am Mittwoch den 23.09.2015 zeichnete sich eine Beendigung des Einsatzes in Kasern ab, die Brandsicherheitswache wurde um ca. 18 Uhr aufgelöst. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der LZ Bruderhof für 30 Brandsicherheitswachen und dem Aufbau der Deko-Station in den 10 Tagen ca. 130 Personen bereitgestellt und dabei schon 800 Arbeitsstunden geleistet.
Die Freude währte nur kurz!
Durch die geänderten Bewegungsrouten wurde nun der Grenzübergang in Freilassing zu einem Brennpunkt des Geschehens. Da Deutschland auch hier Grenzkontrollen eingeführt hatte, führte der Rückstau an der Grenze zur Aktivierung der Notunterkunft Zollamt Grenze Freilassing. Hier waren die Gegebenheiten ganz anders. An der Grenze waren schon mehrere kleine Campingzelte aufgebaut, auf der Brücke hatten sich die Flüchtlinge unter Planen aufgehalten, um hier auf den Grenzübertritt zu warten.
Im Keller bzw. Garagengeschoss des Zollamtes waren Betten aufgestellt, damit hier ca. 150 Personen Unterschlupf und Ruhe finden konnten. Auch hier waren die Fluchtwege als „eher Mau“ zu bezeichnen und beschränkten sich auf die beiden stirnseitigen Garagentore, daher wurde der Löschzug Bruderhof nach kurzer Pause wieder zum Einsatz geholt und übernahm mit 2 Mann und „Tank 1 Bruderhof“ die Brandsicherheitswache. Bei den Rundgängen musste immer wieder auf die Einhaltung des strikten Rauchverbotes gedrängt und so konnte für Sicherheit gesorgt werden. In der Zwischenzeit wurde die Einsatzstelle von einem Krisenstab der Stadt Salzburg übernommen und ausgebaut. Es wurden Zelte errichtet, die Schlafstelle in der Garage aufgelassen und in die Zelte verlegt, WC- und Dusch-Container installiert und mit Hilfe aller Einsatzorganisationen (Feuerwehr, Rotes Kreuz, Samariterbund, Malteser, Bundesheer und Polizei ) eine funktionierende Ablaufstelle geschaffen.
Bis zum 05.10.2015 konnten mit Unterstützung der Angehörigen der anderen Löschzüge durchgehend Brandsicherheitswachen gestellt werden. Durch den Ausbau und die bessere Infrastruktur war aber auch eine Reduzierung dieser Brandsicherheitswachen und letztendlich eine weitere Umstellung möglich. Seit diesem Datum versehen die Kameraden der Berufsfeuerwehr unter Tags die Brandsicherheitswache und in der Nacht von 18:00 bis 06:00 gibt einen Doppelposten aus Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr.
Bis 15.10.2015 wurden durch den Löschzug Bruderhof 86 Brandsicherheitswachen mit über 200 Mann gestellt und dabei über 1.600 Stunden Einsatzdienst geleistet.
Die Verlegung der Deko-Anlage von Kasern zur Bahnhofsgarage bedingte hier weiterhin eine der Brandsicherheitswache in der Tiefgarage am Bahnhof und weitere Dienste und dafür benötigte Mannschaften der anderen 3 Löschzüge, womit hier leicht von einer Verdoppelung der eingesetzten Mannschaften und von ca. 2.600 Einsatzstunden gesprochen werden kann.
Dieser Einsatz lotet sicher die Grenzen der Möglichkeiten einer freiwillig tätigen Einsatzorganisation aus. Für derart lang dauernde Einsätze ist eine Freiwillige Feuerwehr nicht aufgestellt, ihre Stärke ist es auf Knopfdruck, je nach Größe 20, 30, 40 oder 100 Leute in kürzester Zeit in den Einsatz zu schicken, auch bei einer Einsatzdauer von 2 bis 3 maximal auch 4 Tagen. Doch 5 Wochen lang rund um Uhr Dienste zu stellen, strapaziert die Leistungsbereitschaft sehr, da man ja nach dem Dienst wieder in die Arbeit muss oder vom Beruf in den ehrenamtlichen Dienst kommt. Nach derart langer Zeit treten Ermüdungserscheinungen auf, weil das eingesetzte Personal zu keinen Erholungswert mehr kommt. Darauf wurde jetzt reagiert und stufenweise die Dienstmannschaft von 32 (in 24 Stunden) inkl. Brandsicherheitswache Bahnhof auf jetzt auf 6 pro Tag reduziert werden.
Trotzdem ergeben sich daraus 42 Personen die hier gemeinsam mit den Kameraden der Berufsfeuerwehr pro Woche zu stellen sind.
Das Wachekommando des LZ Bruderhof möchte sich auch auf diesem Wege bei seinen eingesetzten Angehörigen für diese gewaltige Leistung und die hohe Bereitschaft, für Sicherheit zu sorgen, bedanken.
Status 15.10.2015
Ziss Heimo BI